Künstler mit Hut. Kunst mit Mut.
Joseph Beuys auf der documenta
Joseph Beuys gehörte nicht zu den Künstlern, die ausschließlich ihre Werke für sich sprechen lassen. Im Gegenteil: Beuys war da! Er wollte selbst mit den Menschen reden, ihnen seinen Kunstbegriff erklären, mit ihnen diskutieren und Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel geben.
Bei uns in Kassel konnten sich die documenta-Besucher gleich mehrfach davon überzeugen: 100 Tage lang war der Künstler mit dem unverwechselbaren Hut auf der documenta 5 (1972) in seinem „Büro für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ anzutreffen. Hier kam er mit Menschen aus Kassel und aller Welt ins Gespräch. Humorvoller Höhepunkt war ein „Boxkampf für direkte Demokratie“, für den Beuys mit einem Kunststudenten in den Ring stieg.
Fünf Jahre später richtete er dann im Fridericianum ein Diskussionsforum der von ihm gegründeten „Free International University“ ein. Auch hier war Beuys Tag für Tag anzutreffen. Mit seiner „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ präsentierte er gleichzeitig eine Installation, die frischen Honig durch mehrere Räume des Museums fließen ließ – ein Symbol für kollektive Schaffenskraft.
All diese Aktionen waren, wie auch viele seiner weiteren Werke, für Beuys der Ausdruck eines erweiterten Kunstbegriffs, in dessen Mittelpunkt seine Idee der „Sozialen Plastik“ stand: Beuys war davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Künstler ist und durch sein kreatives Handeln die Gesellschaft verändert. Durch sein eigenes künstlerisches Schaffen wollte er diesen Prozess anstoßen und mitgestalten. Das wohl spektakulärste Beispiel für eine Soziale Plastik sind Beuys‘ „7000 Eichen“, die das Kasseler Stadtbild bis heute prägen.