Tauche ein in die Geschichte des Marmorbads 
 

Entdecke Deutschlands letzte erhaltene Badeanlage des Spätbarock

Du interessierst dich für Kultur und liebst Geschichten aus der antiken Mythologie? Dann solltest du unbedingt das prunkvolle Marmorbad besuchen, dass sich direkt neben dem eindrucksvollen Barockschloss Orangerie an der Karlsaue befindet. Schließlich gilt es als eines der wichtigsten Relikte des Barock in Europa. Zugleich ist es Deutschlands letzte bedeutende und noch erhaltene repräsentative Badeanlage aus dem Spätbarock. 

 

© Roman von Götz

Badevergnügen ohne Wasser! 

Schon allein die Geschichte des Marmorbads lässt aufhorchen, denn dieser elegante Pavillon wurde ausschließlich für repräsentative Zwecke gebaut und diente tatsächlich nie als Bad. Das Gebäude mit dem quadratischen Grundriss und dem zentralen Becken im Innenraum bot ein erfrischendes Erlebnis – aber nur für die Augen. Und auch heute noch kannst du bei einer Führung in die spannende Historie des Marmorbads eintauchen. 

Ein Schaubad im römischen Stil 

Wie genau ist dieser außergewöhnliche Prunkbau entstanden? Fest steht, dass das Marmorbad von 1722 bis 1728 unter Landgraf Karl von Hessen-Kassel errichtet wurde. Eigentlich war geplant, vor der Orangerie gleich mehrere Pavillons bauen zu lassen – doch nur das Marmorbad wurde tatsächlich realisiert. Als Vorbild diente das klassische römische Bad. Landgraf Karl verstand es, den kleinen Bau mit kostbaren Kunstwerken aus Marmor in einen repräsentativen Ort zu verwandeln, der bei festlichen Anlässen die Gäste zum Staunen brachte. Beispielsweise führte Karl kurz nach der Fertigstellung den englischen König Georg II. durch sein neues Marmorbad. Damit wird klar, warum das Bad, das nie zum Baden genutzt wurde, trotzdem ein großer Erfolg war: Denn es bewies den exquisiten Kunstgeschmack und den hohen Bildungsgrad Karls auf eindrucksvolle Weise. Genau wie der Herkules und die Wasserspiele diente auch das Marmorbad vor allem der Selbstdarstellung Karls. 

 

 

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Mythische Geschichten rund ums Wasser

Im Inneren verbirgt das Marmorbad künstlerische Kostbarkeiten, die ihr euch unbedingt genauer ansehen solltet. Denn die Skulpturen und Reliefs aus feinstem Carrara-Marmor wurden vom berühmten Barockkünstler Pierre-Étienne Monnot gefertigt. Schon 1714, also acht Jahre vor dem eigentlichen Baubeginn, wurde der französische Bildhauer von Rom nach Kassel berufen. In den folgenden Jahren schuf er insgesamt zwölf Skulpturen, zehn Wandreliefs sowie wunderschöne Medaillons. Das Besondere dabei ist: Die dargestellten Szenen stammen aus der antiken Mythologie, in denen jeweils das Wasser eine Rolle spielt. Im Zentrum des Raumes stehen die Porträts von Landgraf Karl und seiner Frau Amalia von Kurland, die jedoch ein Jahr vor dem Bau des Marmorbads starb.

Karl und Amalia – eine in Marmor verewigte Liebe 

Die lebensgroßen Marmorskulpturen erzählen euch die großen antiken Liebesgeschichten des Mythendichters Ovid: Zum Beispiel könnt ihr in einer Ecknische Narziss entdecken, der alle verschmähte, die ihn begehrten. Diese Hartherzigkeit entzürnte die Liebesgöttin Aphrodite so sehr, dass sie ihn bestrafte: Er sollte nicht bekommen können, was er einmal lieben werde! Eines Tages beugte sich Narziss über eine klare Quelle und erblickte sein Spiegelbild. Sofort verliebte er sich in die eigene Schönheit. Und genau dieser Moment wird hier im Marmorbad festgehalten: Der glänzende Marmorfußboden stellt den klaren Wasserspiegel dar, den Narziss verzückt betrachtet. Leider geht die Geschichte für Narziss nicht gut aus: Er kann sich vom Trugbild nicht losreißen, stirbt und wird in eine Blume verwandelt – die Narzisse. Doch nicht nur antike Götter, Nymphen und Faune schmücken den Innenraum – auch Landgraf Karl und seine Gemahlin präsentieren sich selbst mit vielen symbolischen Details. Eindrucksvoll lässt sich der Landgraf zusammen mit Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit, und Minerva als Schutzgöttin der Künste und Wissenschaften darstellen, um sich als gerechten Friedensfürst und Kulturförderer zu positionieren. Und auch das Porträt der Landgräfin Maria Amalia wird von Tugenden umkränzt – in ihrem Fall sind es christliche Nächstenliebe und die eheliche Eintracht. 

Wurde hier in Rotwein gebadet?

Lange Zeit hielt sich in Kassel das Gerücht, dass Jérôme Bonaparte – der Bruder von Kaiser Napoleon – im Marmorbad in Rotwein gebadet haben soll. Denn von 1807 bis 1813 war Kassel die Hauptstadt des damaligen Königsreichs Westphalen und der hier residierende Jérôme war bekannt als „König Lustik“, der gern rauschende Feste feierte. Doch diese Anekdote können wir ins Reich der Legenden verbannen – denn das Marmorbad verfügt über keinen Abfluss und es sind auch keine Rotweinflecken im kostbaren Marmor zu entdecken. Trotzdem dürfen wir davon ausgehen, dass auch Jérôme Bonaparte das Marmorbad für Repräsentationszwecke zu nutzen wusste. 


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