Das Künstler*innenkollektiv ruangrupa
Gemeinsam Kunst, Kultur und Gesellschaft gestalten
Eine der vielen Besonderheiten der documenta ist es, dass seit 1972 für jede Ausstellung eine neue künstlerische Leitung berufen wird. Mit ruangrupa übernimmt bei der documenta fifteen zum ersten Mal eine Gruppe aus Künstler*innen und Kreativen diese Aufgabe. Das aus Indonesien stammende Kollektiv gründete sich im Jahr 2000, betreibt in Jakarta einen Kunstraum und hat sich mit der gemeinschaftlichen Organisation von Kunstprojekten und zahlreichen Publikationen international einen Namen gemacht.
Für die documenta fifteen hat ruangrupa ein Konzept entwickelt, das die Idee des kollektiven Handelns konsequent weiterführt und auf den Prinzipien von Freundschaft, Solidarität und Gemeinschaft beruht: „Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta fifteen hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein andersgeartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.“
Die Grundlage für dieses Konzept spiegelt sich in dem indonesischen Begriff lumbung wieder: Dieser kann als „Reisscheune“ übersetzt werden und bezeichnet einen gemeinschaftlich genutzten Bau, in dem die überschüssige Ernte als kollektive Ressource gelagert und nach gemeinsamen Kriterien verteilt wird. Übertragen auf die documenta fifteen umschreibt lumbung eine Art kollektiven Ressourcenfundus, der als Grundlage für die gemeinschaftliche Gestaltung der Ausstellung dient. Hierfür werden von ruangrupa internationale Initiativen als lumbung member (Mitglieder) ausgewählt, die das Kollektiv erweitern und sich aktiv an der Entwicklung der documenta beteiligen. Ein außergewöhnliches Konzept, das neugierig macht auf einen spannenden und vielfältigen documenta-Sommer 2022!